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Winterwandern – Wenn der innere Schweinehund den Schwanz einzieht

Winterwandern: Dort, wo Rofner geboren und immer noch zu Hause ist, ist das nicht weiter kompliziert: Die Tiroler Gemeinde Weerberg liegt auf einem Plateau in 900 Metern Höhe am Rande der Tuxer Alpen. Hufeisenförmig zieht sich der Ort um den dicht bewaldeten Berg, immer mit Ausblick auf das Karwendelgebirge auf der anderen Seite des Inntals. Waltraut Rofner braucht nur ein paar hundert Meter hoch über die Wiesen hinter ihrem Haus zu gehen, sich dann nach rechts oder links zu wenden – und landet früher oder später im Wald.

Viele Jahre hat die gelernte Friseurin den Wald gemieden. Hat von früh bis spät im Salon Haare geschnitten, Sohn und Mann umsorgt und ist in der Freizeit allenfalls Ski gefahren – auf der Piste, nicht im Wald. Bis sie mit 38 Jahren beschloss, mit dem Rauchen aufzuhören und gleichzeitig das Gewicht zu halten. Beides zusammen geht nur mit eiserner Disziplin, das war Rofner sonnenklar – auch, dass die Umsetzung nicht leicht sein würde.

Vor Arbeitsbeginn um 6 Uhr morgens lief sie los, erst vier Kilometer, dann bis zu sieben, im Winter mit Stöcken und Stirnlampe. «Anfangs war es sehr schwer, aber ich war eisern, bei jeder Witterung, sogar im Urlaub», erzählt sie. Abgesehen vom Urlaub gab es da nicht allzu viel Abwechslung: Rofner wählte meist ein- und denselben Weg. «Die Motivation war die Waage», sagt sie, «ich habe nicht zugenommen.»

morning fog in winter Alps

Winterwandern: Mit dem Wandern entwickelt sich ein Bewusstsein für die Natur

Neben den gesundheitlichen Erfolgen stellten sich bald noch andere Glücksmomente ein: Zufriedenheit, Entspannung, ein Bewusstsein für die Natur. Rofner hat die Jahreszeiten durch ihre Morgenrunden schätzen gelernt, auch die dunkle Stille des Winters, nur unterbrochen vom Knirschen der Schneeschuhe.

Die Kunststoffrahmen verteilen das Gewicht der Freizeitsportlerin über eine größere Fläche und verhindern so das Einsinken in unberührter Schneelandschaft. «Es macht überhaupt keinen Sinn und erst recht keinen Spaß, mit Schneeschuhen einem gespurten Winterweg zu folgen», sagt Rofner und stapft fröhlich über ein Schneefeld unterhalb der Weerberger Talstation.

Skifahren kann man ebenfalls in der Silberregion Karwendel, zu der sich zwölf Gemeinden rund um das «Montanzentrum des Mittelalters» zusammengeschlossen haben – gemeint ist das ehemalige Silberbergwerk im benachbarten Schwaz. Skifahrer allerdings versilbern die Region kaum. Das Angebot an Liften und Pisten ist mit dem benachbarten Zillertal nicht zu vergleichen.

Hiesige Touristen sind auf der Suche nach Entschleunigung

«Unsere Zielgruppe sind Familien und alle, die Entschleunigung suchen. Also Urlaub abseits der Massen und Pisten – mit Rodeln, Winterwandern und Schneeschuhtouren», sagt Elisabeth Schneeberger. Die Pressesprecherin vom örtlichen Tourismusverband hat den Vergleich: Täglich fährt sie von ihrem Heimatort Mayrhofen im Zillertal nach Schwaz zur Arbeit. Vom Büro aus kann sie den Sonnenaufgang hinter der Kellerjochhütte sehen. «Das finde ich brutal schön», sagt Schneeberger.

Noch schöner ist es allerdings, wenn sie selbst dort hoch wandert. Eine der vielen Schneeschuhrouten der Region führt vom Ende der Sesselbahn Kellerjoch rauf zur Hütte. Zwar ist diese nur im Sommerhalbjahr bewirtschaftet, aber immerhin winkt bei guter Sicht das Panorama auf die Berggiganten Großvenediger und Großglockner. Runter geht es übrigens auch ohne Tourenski rasant, wenn man einen Schlitten bei den Bahnbetreibern ausleiht und bei gutem Schnee die gesamten neun Kilometer bis nach Schwaz rodelt.

Ein Vergnügen ganz nach dem Geschmack von Waltraut «Wally» Rofner, die für die Tourismusregion Rodelpartien und Laternenwanderungen anbietet. Schließlich geht es der rüstigen Weerbergerin keineswegs um Leistungssport, sondern um die Freude an der Bewegung – und der Begegnung. Die lockere Kommunikation mit den Gästen beherrscht die ehemalige Friseurin ebenso wie die Fähigkeit, andere mit ihrer Begeisterung anzustecken.

Der innere Schweinehund zieht den Schwanz ein

«Das Wetter, die Aussicht, das Glitzern – einfach gewaltig», sagt Wally, als sie auf einer sonnigen Hausbank im kleinen Almdorf Nons Rast hält. Hier hat sie im Sommer Heidelbeeren gesammelt und im Herbst Preiselbeeren, hat in der kleinen Hütte übernachtet, auf die sie nun blickt. Ein Erbstück, hart erarbeitet von den Eltern, die für Gäste aus dem Ruhrgebiet Zimmer vermieteten – obwohl es nur ein einziges WC im Haus gab – für die Urlauber und die sechsköpfige Familie zusammen.

Heute erwarten die Gäste mehr und wollen höher, weiter und schneller hinauf. Hofner kann die Skitour auf den Gilfert auch sehr empfehlen. Der 2506 Meter hohe Hausberg der Weerberger zählt zu ihren Lieblingsplätzen.

Hier schwelgen, da konsequent trainieren – das ist die Glücksformel von Wally Rofner. Im Ruhestand hat sie sich zur Pilates-Trainerin ausbilden lassen und will im Sommer die Tennismeisterschaft holen – in der Altersgruppe 35+. «Ich bewege mich gern an der frischen Luft. Und wir haben das Privileg, dass wir es so schön haben», sagt sie.

Wer so tiefe Wurzeln hat, findet stets zurück. Ihr gehe es immer gut, wenn sie von ihren Touren nach Hause kommt, sagt Wally. Dem inneren Schweinehund bleibt daher nichts weiter, als den Schwanz einzuziehen.

Wandern im Karwendel

Anreise: Die Silberregion Karwendel ist über den Bahnhof Jenbach gut an den Fernverkehr angeschlossen, Anreise etwa mit dem ÖBB Nightjet aus Hamburg, Hannover oder Göttingen.

Einreise und Corona-Lage: Österreich ist als Hochrisikogebiet eingestuft. Geimpfte oder Genesene müssen bei der Einreise ein negatives PCR-Testergebnis mitführen. Für Geimpfte, die bereits eine Auffrischungsimpfung erhalten haben, entfällt die Testpflicht. Ungeimpfte müssen sich vor der Einreise anmelden und sich unmittelbar nach der Einreise in Quarantäne begeben. Frühestens am fünften Tag können sie sich mittels PCR-Test aus der Quarantäne freitesten. (Stand 2. Februar 2022)

Besonderer Tipp: Viele Gastgeber verleihen Rodel kostenlos an die Gäste. Für Gäste, die sich mindestens fünf Nächte in der Region aufhalten, verleiht auch der Tourismusverband die Schneeschuhe gratis. Skikurse sind für Kinder grundsätzlich gratis.

Info-Adresse: Tourismusverband Silberregion Karwendel, Münchner Straße 11, 6130 Schwaz, Österreich (Tel.: +43 5242 6 32 40, E-Mail: info@silberregion-karwendel.com, Web: www.silberregion-karwendel.com/de/)

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