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Licht aus – Zwei Inseln auf dem Weg zum Sternenpark

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Wer nachts zu Fuß auf der nordfriesischen Insel Pellworm unterwegs ist, sollte eine Taschenlampe dabeihaben. «Die gehört ins Standardgepäck», sagt Tourismusdirektorin Sarah Michna. Denn auf Pellworm ist es nachts sehr dunkel. Ähnlich sieht es auf der ostfriesischen Insel Spiekeroog aus. Auch hier ist es nach Einbruch der Dunkelheit zappenduster. Dies wollen beide Inseln nutzen und sich von der International Dark-Sky Association (IDA) als anerkannte Sternenparks registrieren lassen. Pellworm hofft auf die IDA-Anerkennung im Spätsommer, auch auf Spiekeroog ist man optimistisch, dass es in den nächsten Monaten klappt.

«Sowohl Pellworm als auch Spiekeroog gehören mit zu den dunkelsten Orten in Deutschland und sind daher ideale Gebiete für Sternenparks. Es ist toll, dass beide Inseln diesen Weg gehen und sich bemühen, etwas gegen die Lichtverschmutzung zu tun», sagt der Osnabrücker Astronom Andreas Hänel.

Die Auszeichnung als Sternenpark wird nur an Gebiete verliehen, die eine natürliche Nachtlandschaft aufweisen und sich für deren Erhalt einsetzen. Damit ist das Versprechen verbunden, Umweltbelastungen durch Lichtverschmutzung zu verringern sowie zur Gesunderhaltung aller Lebewesen und Energieeinsparung beizutragen.

Bislang gibt es in Deutschland vier anerkannte Sternenparks den Naturpark Westhavelland, das Biosphärenreservat Rhön, den Nationalpark Eifel, die Winklmoosalm in Bayern und – als erste Sternenstadt – Fulda. Neben Spiekeroog und Pellworm bemühen sich weitere Orte um eine Anerkennung. In Deutschland wird die IDA durch die Fachgruppe Dark Sky der Vereinigung der Sternenfreunde vertreten.

Hänel ist Leiter dieser Fachgruppe und berät die beiden Inseln auf ihren Wegen zum Zertifikat. Hänel erinnert sich noch gut an seine ersten Dunkelheits-Messungen auf Spiekeroog im April 2019. «Ich habe meinen Messwerten einfach nicht getraut, da ich vorher noch nie so einen dunklen Himmel gemessen hatte», berichtet Hänel. Dabei habe er schon Hunderte Messungen überall auf der Welt gemacht. Auch auf Pellworm seien bereits die ersten Messungen herausragend gewesen, erinnert sich Michna.

Rund um Spiekeroog gebe es jedoch viele Lichtquellen, die Einfluss auf den Nachthimmel nehmen, sagt Hänel. So bilden der JadeWeserPort und Wilhelmshaven eine deutliche Lichtglocke im Südosten. Zudem gebe es zahlreiche beleuchtete Windkraftanlagen auf der Nordsee und Schiffe, die auf der intensiv befahrenen Schifffahrtsstraße in der Deutschen Bucht unterwegs seien. Anders sieht es auf Pellworm aus: «Auf Pellworm ist das unmittelbare Umfeld weniger störend», sagt Hänel. Das einzige, was man bei Dunkelheit dominant sehen könne, sei eine Lichtglocke über einer Raffinerie bei Heide im Süden.

Oliver Jedath von der Projektgruppe Sterneninsel Pellworm führt seine Besucher an einem Abend im Mai zur Nordermühle. Jetzt heißt es warten. Auch eine Stunde nach Sonnenuntergang ist noch zu viel Restlicht am Himmel. Im Sommer muss man lange wach bleiben, um die Sterne zu sehen. Endlich lassen sich vereinzelt mehr und mehr Sterne zunächst nur erahnen, dann auch sehen. Aus einem Stallfenster in einiger Entfernung leuchtet es, an der Mühle geht ein Bewegungsmelder an. Ansonsten herrscht mittlerweile fast vollkommene Dunkelheit, nicht einmal der Mond ist zu sehen. Ein paar Schleierwolken erschweren allerdings den Blick auf die Sterne. Dann gegen Mitternacht klart es auf. Unzählige Sterne tauchen am Nachthimmel auf.

Diesen Nachthimmel wollen die Pellwormer Touristiker nutzen, um gerade die Nebensaison für Besucher attraktiver zu machen. Als Sterneninsel hätte man ein Pfund, um die Nebensaisonzeit aufzuwerten, sagt Michna. Beobachtungsplätze und weitere Angebote für Sternegucker sollen nach und nach entstehen. «Wir haben viele Ideen», sagt Jedath.

Auch für Spiekeroog wäre eine Zertifizierung als Sternenpark eine touristische Aufwertung, die zu der Insel passe, ist sich Inselbürgermeister Matthias Piszczan (CDU) sicher. Spiekeroog sei bekannt als «grüne Insel». «Die Gäste kommen zu uns, um sich mit der Natur auseinanderzusetzen. Ein Sternenpark wäre da eine passende Ergänzung», sagte er vor kurzem. Gerade arbeitet die Insel daran, zusammen mit dem Nationalparkhaus Wittbülten zwei Erlebnisorte für Sternengucker zu schaffen.

Die Sternenparks auf Pellworm und Spiekeroog könnten zudem ein Bewusstsein für das Problem der Lichtverschmutzung schaffen: «Natürlich sehen wir auch ein großes Potenzial bei den vielen Gästen, die auf die Inseln kommen. Denen kann man zeigen, wie man mit angepasster Beleuchtung wunderschön leuchtende Sternenbilder sehen kann», sagt der Astronom Hänel. «Wir hoffen, dass die Touristen dieses Wissen mit nach Hause nehmen und vielleicht im Privaten oder in ihrer Kommune Anregungen geben, etwas zu verändern.»

Je weniger künstliches Licht die Nacht erhellt, desto besser ist der Blick in den Sternenhimmel. Und weniger Lichtverschmutzung hat noch weitere Vorteile, sagt Pellworms Tourismuschefin Michna: Weniger nächtliche Beleuchtung sei gut für die Gesundheit und schütze Insekten, die von künstlichen Lichtquellen angelockt werden.

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