Springen Sie nicht in den Gardasee – der Wasserstand ist so niedrig, dass Sie sich den Kopf anstoßen könnten! Diese und andere Warnungen sind leider kein Spaß. In Frankreich biegen sich angesichts der Hitze die Bahnschienen, in Italien sprudelt mancher Brunnen nicht mehr, um Wasser zu sparen, in Portugal und Griechenland wird vor Bränden gewarnt. Die meisten Urlauber sind davon nicht direkt betroffen, aufpassen sollten aber trotzdem alle – und im Ernstfall den Anweisungen der Behörden folgen. Ein Mittelmeer-Überblick von Südwest nach Südost.
PORTUGAL: Wegen der zahlreichen Waldbrände, die in Portugal schon seit einer Woche wüten, gilt in dem auch bei Deutschen sehr beliebten Urlaubsland bis einschließlich Sonntag der Notstand. Im Rahmen des sogenannten «Estado de contingência», der dritthöchsten Notstandsstufe, dürfen Einheimische und Touristen unter anderem im Wald keine Lagerfeuer anzünden. Der Aufenthalt in Wäldern ist zudem stark beschränkt. Ansonsten aber kann vorerst weiter normal geurlaubt werden; am Freitag stellten die Flammen den Behörden zufolge keine Bedrohung für Touristen- oder größere Wohngebiete dar.
SPANIEN: Portugals Nachbarland wird ebenfalls von einer seit Monaten anhaltenden Dürre und einer Gluthitze mit Temperaturen bis 45 Grad heimgesucht, die laut Wetterdienst Aemet noch mindestens bis Montag anhalten wird. Es gibt in Spanien zur Zeit allerdings deutlich weniger Waldbrände als in Portugal. Und es gibt auch keine Restriktionen wie im westlichen Nachbarland.
FRANKREICH: Urlauber in Frankreich müssen sich in den kommenden Tagen weiter auf recht heiße Tage einstellen. In weiten Landesteilen sind zwischen Sonntag und Dienstag deutlich über 30 Grad Celsius vorhergesagt, auch die bei Touristen beliebte Hauptstadt Paris bleibt nicht verschont.
Probleme dürfte die Hitze beim Verkehr mit sich bringen. Weil sie dazu führt, dass Oberleitungen sich ausdehnen und tiefer hängen können und auch Schienen bisweilen übermäßig erhitzt werden, fahren die Züge der französischen SNCF bei hohen Temperaturen teils langsamer. Im Bahnverkehr kann es daher Verspätungen geben. In einigen südlichen Gegenden gelten zudem Waldbrandwarnungen, etwa an der Atlantikküste südlich von Bordeaux. Teils dürfen daher Wald- und Landwege nicht betreten oder befahren werden.
ITALIEN: Urlauber müssen sich auch hier auf extreme Hitze einstellen. Am Wochenende können die Temperaturen örtlich bis zu 40 Grad Celsius erreichen. Wegen der geringen Menge an Regen und Schneefall in diesem Jahr herrscht vor allem im Norden Trockenheit und Gewässer führen viel weniger Wasser als üblich. Wer etwa im Gardasee baden will, sollte aufpassen beim Reinspringen, empfahl bereits ein Vertreter des dortigen Gemeindeverbandes. Grund: der niedrige Wasserstand.
Wegen der Notlage entschieden Städte wie Mailand und Venedig zudem unlängst, Brunnen abzudrehen, um Wasser zu sparen. Die Regierung in Rom verhängte bereits den Dürre-Notstand in den fünf Regionen Lombardei, Piemont, Venetien, Friaul-Julisch Venetien und Emilia-Romagna. Weitere Regionen könnten noch folgen. Auf Urlauber dürfte das aber keine direkten Auswirkungen haben.
In vielen Teilen Italiens gilt außerdem eine erhöhte Waldbrandgefahr. «Ein Viertel der Waldbrände wurden heuer vermutlich durch Zigarettenstummel verursacht. Jedes Risikoverhalten, das einen Waldbrand verursachen könnte, muss unbedingt vermieden werden», sagt der Forstwirtschaftslandesrat Südtirols, Arnold Schuler.
GRIECHENLAND: Obwohl Griechenland bisher von der starken Hitze in Westeuropa verschont blieb, ist es auch dort sehr heiß und trocken. Täglich brechen dutzende Waldbrände aus. Viele können schnell eingedämmt werden, bei starkem Wind aber weiten sich manche Brände fast ungehindert aus.
Für manche Gegenden gilt deshalb aktuell die zweithöchste Waldbrand-Warnstufe – unter anderem für Athen und Umgebung, für die Inseln Kreta und Euböa, Lesbos und Samos und auch für den Nordosten der Halbinsel Peloponnes. Es kann durchaus vorkommen, dass touristische Ortschaften vorsorglich evakuiert werden, weil ein Brand in der Nähe nicht unter Kontrolle gebracht werden kann. Wer ein Smartphone besitzt – gleichgültig ob in- oder ausländisch – erhält dann mit einem gellenden Signalton eine Warn-SMS des griechischen Bürgerschutzministeriums. Auf Griechisch und Englisch wird darin aufgefordert, die Gegend zu verlassen.
Immer wieder ruft die Feuerwehr Griechen und Touristen gleichermaßen dazu auf, jedwedes Feuer zu vermeiden – ob es die berühmte Zigarette ist, die aus dem Autofenster geworfen wird, oder ein vermeintlich harmloser Grillabend. Doch nicht nur bei Hitze, auch bei Sturm ist Vorsicht geboten. Erst vergangene Woche kam bei starken Unwettern ein Tourist im Meer vor der Ferien-Halbinsel Chalkidiki ums Leben. Der Mann und zwei Freunde waren trotz hoher Wellen und Sturm schwimmen gegangen, die Strömung und die Wellen trieben die Männer hinaus aufs Meer. Der erste wurde nach wenigen Stunden gerettet, ein weiterer Mann überlebte 19 Stunden im Meer, bevor er aufgegriffen wurde. Er hatte sich an einem Wasserball festgeklammert, wie ihn Kinder an den Strand mitnehmen. Der dritte Mann konnte nur noch tot geborgen werden.
TÜRKEI: Auch in der Türkei müssen Urlauber etwa an der Mittelmeer-Küste mit Bränden rechnen. Im Südwesten ist es heiß, trocken und windig – da reicht oft ein Funke, um einen Großbrand auszulösen. Auch sollte vor allem bei starkem Wind nicht unterschätzt werden, wie schnell sich ein Brand ausbreiten kann. Urlauber sollten sich an die Vorgaben der Behörden halten und ihre Hotels umgehend verlassen, wenn sie dazu aufgefordert werden. An vielen Orten ist zudem der Zugang zu Wäldern in den heißen Monaten verboten.
Die türkische Regierung scheint in diesem Sommer besser auf die Waldbrände vorbereitet zu sein als vergangenes Jahr. Damals war sie scharfer Kritik ausgesetzt gewesen, unter anderem, weil zu Beginn keine einsatzfähigen Löschflugzeuge zur Verfügung standen. Dieses Jahr war das bislang anders. Das am Mittwoch ausgebrochene Feuer in Datca etwa brachten die Einsatzkräfte trotz starken Windes einen Tag später unter Kontrolle.