Mal sanft, mal sportlich: Das große Wegenetz im Tölzer Land lädt zu Erkundungstouren ein – auch, wenn der Schnee mal ausbleibt.
Auf geschichtlichen Spuren, entlang an Flüssen oder einer alten Bahntrasse: Wer auf den neuen Routen zwischen Wolfratshausen und Geretsried zum Winterwandern im Tölzer Land aufbricht, entdeckt auch ohne Schnee viel Sehenswertes – wie den Erinnerungsort Badehaus, der u. a. als NS-Siedlung für deutsche Rüstungsarbeiter und Rettungsort für Überlebende des KZ-Todesmarsches auf eine bewegte Geschichte zurückblickt. Aber auch sportliche Strecken wie die Winterwanderung auf die Lenggrieser Hütte stehen zur Auswahl. Insgesamt gibt es ein Wegenetz von mehr als 300 Kilometern und zahlreiche Tourenvorschläge für alle Ansprüche. Wer die Voralpenlandschaft mit einem fachkundigen Begleiter entdecken möchte: Auch im Winter informieren die Ranger der Region auf geführten Touren über schützenswerte Naturräume und ihre Bewohner. Gerade in der kalten Jahreszeit sind Ruhe und Ungestörtheit für die Tiere überlebenswichtig.
In der Flößerstadt Wolfratshausen haben Flüsse schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Bei der „3-Flüsse-Rundtour“ lernt man den Charakter von Loisach, Isar und dem verbindenden Loisach-Isar-Kanal kennen. Während die Loisach mit ihren Ufertreppen langsam durch die Innenstadt fließt, die nach der 10 Kilometer langen Tour zum Einkaufen oder Einkehren lockt, schlängelt sich die Isar wild an der Kleinstadt vorbei. Der Weg führt vom Ortszentrum an der Loisach entlang bis nach Gelting und weiter immer idyllisch am Kanal über einen Schotterweg, dann über den Isarradweg durch bewaldetes Naturschutzgebiet und entlang von alten Bahngleisen zurück zum Ausgangspunkt.
Teilweise auf der gleichen Route, aber unter einem anderen Aspekt leitet die Rundtour um den Wolfratshauser Stadtteil Waldram. Hier steht das historische Erlebnis im Vordergrund. Dazu empfiehlt sich ein Abstecher zum Erinnerungsort Badehaus, das freitags von 9 bis 17 Uhr und samstags bzw. sonntags von 13 bis 17 Uhr besichtigt werden kann. 1940/41 war es tatsächlich als Badehaus für Rüstungsarbeiter eingerichtet worden. Nach dem Krieg fanden hier jüdische „Displaced Persons“ Zuflucht und ab 1956 wurde es eine neue Heimstätte für katholische Heimatvertriebene. Der Eintritt für Erwachsene kostet fünf Euro. Die sieben Kilometer lange Runde startet am Bahnhof, daher empfiehlt sich die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.
Wenn es etwas sportlicher sein soll: Wie wäre es z. B. mit der Wanderung auf die Lenggrieser Hütte? Das beliebte Ziel für Skitourengeher lässt sich auch zu Fuß gut erreichen. Von Lenggries geht es über den Maria-Anna-Weg und den Ortsteil Mühlbach erst über eine Forststraße ins Hirschbachtal, danach auf den geräumten Winterwanderweg einbiegen, der zur Lenggrieser Hütte (1338 m) führt. Für die rund sechs Kilometer lange Strecke (einfach) mit 665 Höhenmetern sollte man ca. drei Stunden einplanen. Oben wird man mit Blicken ins Karwendel und bayerischen Schmankerl belohnt.
Was das Besondere an der Natur im Tölzer Land ist, erzählen die Naturschutz-Ranger bei den geführten Winterwanderungen. Am 2. und am 18. Dezember begleitet man sie auf ihrer Tour von Fall entlang des Sylvensteinstausees zur Mündung der Dürrach, einem Wildbach aus dem Karwendel. Dabei erfährt man vieles über die Isar und den Sylvensteinspeicher, über die Menschen sowie die Natur im Isarwinkel. Auch gibt es einige Geschichten rund um Bräuche, die Flößerei und vom versunkenen Dorf Fall zu erzählen. Im Winter bezaubert der zwischen Karwendel und den Isarbergen gelegene See auf ganz eigene Weise. Besonders, wenn das Lagerfeuer bei einbrechender Dunkelheit ab ca. 17 Uhr angezündet wird und die gemeinsamen Stunden bei einem warmen Getränk und Feuerkartoffeln ausklingen. Los geht es jeweils um 15 Uhr vom Parkplatz in Fall (am Feuerwehrhaus); die acht Kilometer lange Route hat keine nennenswerten Steigungen.
Am 14. Januar wird die Isar von Bad Tölz aus entdeckt. Zwischen 10 und 12 Uhr geht es circa vier Kilometer zunächst am Ufer entlang, dann auf den Kalvarienberg. Dabei lauscht man Geschichten über die Bedeutung des Flusses für die Region – schon im 15. Jahrhundert befuhren mutige Männer den Fluss mit Flößen, auf denen Kreide, Kalk, Seide, Wein und natürlich Holz bis nach München und Wien transportiert wurden. Außerdem können Wasservögel beobachtet werden, zum Schluss gibt’s vom Kalvarienberg Panoramablicke auf Bad Tölz, das Isartal und die Voralpenlandschaft. Treffpunkt ist am Amortplatz an der Brücke zur Marktstraße.
Für alle Wanderungen gilt: Bitte wintertaugliche Schuhe, warme Kleidung und gerne auch Ferngläser mitbringen. Anmeldung jeweils bei Tölzer Land Tourismus, info@toelzer-land.de, Tel:+49 8041 505 206. Die Teilnahme ist gratis.
Gut zu wissen
Wer auf eigene Faust unterwegs ist, achtet bei der Ausflugs- und Tourenplanung bitte auf ausgewiesene Schutzgebiete und Schutzzeiten besonderer Tierarten. Über eine naturverträgliche Reiseplanung und Freizeitgestaltung informiert das Onlineportal der Region www.dein-toelzer-land.de.
Über das Tölzer Land
Das Tölzer Land repräsentiert als Tourismusmarke die 21 Städte und Gemeinden des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen. Die Region erstreckt sich südlich von München bis zur Tiroler Grenze. Der Starnberger See im Nordwesten, Kochel- und Walchensee im Südwesten und der Sylvenstein-Stausee im Süden bieten ganzjährig zahlreiche Erholungsmöglichkeiten – ebenso wie Isar und Loisach, die sich als blaue Bänder durch die Bilderbuchlandschaft schlängeln. Der höchste Gipfel ist der Schafreuter (2101 m). Bergbahnen führen sommers wie winters auf den Herzogstand (1731 m) am Walchensee, auf das Brauneck (1555 m) in Lenggries und auf den Blomberg (1248 m), dem Hausberg von Bad Tölz.