Extra viel Sonne und extra viel Schnee. Aber das alleine macht noch keine perfekten Pisten. Dafür sorgen täglich die Pistenmeister vom Nassfeld – mit Hightech, Feingefühl und echter Liebe zum Beruf. Ein Blick hinter die Kulissen von Kärntens größtem Skigebiet, das bis Mitte April beste Bedingungen für Wintersportler bietet.
Job des Lebens: Kindheitstraum Pistenfahrer
Schon als Kind war Hubert Schmutzer, Chef der Pistengeräte-Flotte am Nassfeld, im Winter immer draußen und beobachtete fasziniert die großen Maschinen. Als er einmal mitfahren durfte war für ihn klar: Ich werde Pistengerätfahrer! Seit über 20 Jahren kümmert er sich inzwischen gemeinsam mit seinem Team um perfekt präparierte Pisten am Nassfeld.
Ein Traumjob, der viel Übung und Liebe zur Technik erfordert. „Es ist von Vorteil, wenn man Mechaniker, Schlosser oder Karosseriespengler erlernt hat, weil man ein technisches Verständnis für die Maschinen mitbringen muss – und natürlich den B-Führerschein“, erzählt er. Zur Einarbeitung fahren neue Mitarbeiter bei Kollegen mit und beginnen dann alleine mit einfachen Tätigkeiten der Pistenpflege. „Es dauert mindestens eine Saison, bis ein Fahrer alle Manöver im Griff hat. Nach zwei Saisonen weiß er, wie das Pisten bauen funktioniert und wie er die Schneehaufen verteilen muss“, weiß Hubert Schmutzer.
Auch Stefan Flaschberger liebt seine Arbeit bei den Seilbahnen, die er schon seit 35 Jahren ausübt. Bei ihm laufen alle Fäden zusammen, er ist technischer Leiter der Bergbahnen Nassfeld Pramollo AG. „Jeder Tag bringt neue Herausforderungen“, sagt er. „Das Schöne an dem Beruf ist, dass man viel in der Natur ist und mit modernster Technik arbeitet.“ Durchaus ein Job mit Zukunft. Denn Seilbahntechniker sind gefragte Fachkräfte am Arbeitsmarkt. Am Nassfeld werden laufend Jugendliche für diesen Beruf ausgebildet. Die Lehre dauert drei Jahre und öffnet viele Karrieretüren. Im Zentrum steht dabei das Bedienen und die Technik der Seilbahnen, aber auch Schneeerzeugung und Pistenpräparierung.
„Mittlerweile haben wir schon Lehrlinge, die Betriebsleiter sind und einer unterrichtet selbst an der Berufsschule. Das ist zwar schade für uns, weil wir ihn nicht mehr bei uns haben, aber es zeugt auch gleichzeitig vom Know-how und der guten Ausbildung“, sagt Flaschberger stolz. Im Winter sorgen bis zu 130 Mitarbeiter für reibungslose Abläufe bei den Bergbahnen.
A Gspür für den Berg: Die Arbeit der Pistenmeister vom Nassfeld
Zwei Mal in der Woche beginnt der Tag für einige Pistenfahrer am Nassfeld um acht Uhr in der Früh. Dann laden sie die Lieferungen für die Almhütten auf ihre Geräte und versorgen die Wirte oben am Berg mit frischen Lebensmitteln. Als Pistenchef plant Hubert Schmutzer die Ausfahrten der 17 Pistengeräte. Die meisten davon haben über 450 PS. Vor der Ausfahrt muss jeder Fahrer seine Maschine kontrollieren.
„Uns ist wichtig, dass wir technisch auf dem neuesten Stand, und unsere Mitarbeiter mit modernen Geräten unterwegs sind“, sagt Stefan Flaschberger als technischer Leiter. Nur so könne die Pistenpflege auf hohem Niveau gelingen. Wenn es viel zu tun gibt, zum Beispiel in den Ferien, sind die Pistenfahrer bis weit nach Mitternacht unterwegs. Damit auf den steilen Hängen am Nassfeld nichts passiert, werden täglich zehn Windseilmaschinen eingesetzt. „Für diese haben wir fixe Ankerpunkte eingegraben. Die Seile unterstützen mich beim Fahren mit einer Zugkraft von 4,5 Tonnen“, erklärt Schmutzer.
Damit kann er den Schnee leichter zu den steilen Stellen bringen und dort verteilen. Er bildet dazu bis zu einem dreiviertel Meter hohe Schneehügel, die dann an die markanten Abschnitte verschoben werden. Dafür brauche es Erfahrung und ein gutes Gespür. Erst danach wird die gesamte Piste präpariert. „Wir haben ein gutes Team mit langjährigen Fahrern. Jeder ist für seine eigene Piste zuständig und kennt dadurch jeden Abschnitt mit seinen Schwachstellen sehr genau“, sagt Schmutzer. Darauf sei man am Nassfeld stolz.
Ressourcen schonen: Hightech auf der Piste
Durch die besondere Lage gilt das Nassfeld in Kärnten als Schneeloch – im positiven Sinne. Die Skifahrer und Pistenmacher freuen sich über viel Naturschnee, er ist die ideale Grundlage für den Aufbau von geschmeidigen Abfahrten. Ende Februar, Anfang März haben die Pisten am Nassfeld im Normalfall eine Auflage von bis zu zwei Metern Schnee. Ergänzt wird dieser mit Maschinenschnee, der am Nassfeld ohne Zusätze, ausschließlich mit Wasser, Luft und Kälte hergestellt wird. Um die Höhe des Schnees auf der Piste zu messen, wird GPS eingesetzt. Fährt der Fahrer über eine bestimmte Stelle, weiß er sofort, wie hoch der Schnee ist, und kann darauf gegebenenfalls reagieren.
Künstlich muss nur jener Schnee erzeugt werden, der wirklich gebraucht wird. Das spart Wasser und Energie. Früher war das anders. Da wurde mit großem Aufwand Schnee produziert und breitflächig verteilt. Heute passiert die Präparierung der Piste punktgenau und so ressourcenschonend wie möglich: „Wir beziehen bereits 100 Prozent Ökostrom aus der Region und wir wollen weiter in die nachhaltige Richtung gehen“, sagt Stefan Flaschberger.
Sommerbeschäftigung: Das ganze Jahr im Einsatz
Fast alle Seilbahn-MitarbeiterInnen kommen aus der Region, 70 Prozent von ihnen sind nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer am Nassfeld beschäftigt. Schließlich wollen Ausflügler und Wanderer bequem mit der Seilbahn auf den Berg und die traumhafte Natur an der Grenze zu Italien erleben. Auch Hubert Schmutzer wird es als Pistenchef im Sommer nicht langweilig. Zum einen wartet er dann die Maschinen in der Werkstätte, zum anderen kümmert er sich im Gelände um die vorbereitenden Maßnahmen der Schneemessung, die über GPS erfolgt, damit diese in den kalten Monaten einwandfrei funktioniert. Dafür wird im Sommer über ein Laser-Screening das gesamte Skigebiet mit Drohnen und Hubschraubern abgeflogen und geografisch das Gelände erfasst.
Zusätzlich misst Schmutzer selbst die Pisten aus. „Wenn ich dann im Winter über den Schnee fahre, sehe ich über GPS in Echtzeit auf drei Zentimeter genau, wie viel Schnee ich unter meiner Kette habe. GPS, Satelliten, Referenzstationen, Geländemodell, Schneestangen, Pistenbegrenzungen – alles muss zusammenspielen.“
Unvergessliches unterwegs: Begegnungen am Hang
Allein in der Maschine. Sein eigener Chef sein. Umgeben von den traumhaften Gipfeln der Karnischen Alpen. Pistenfahrer verbinden in ihrem Alltag die Liebe zur Natur mit der Liebe zur Technik. „Die meisten sind schon vernarrt in ihr Pistengerät und alles was dazugehört“, gesteht Hubert Schmutzer lächelnd. Und dann sind da noch die besonderen Momente und außergewöhnlichen Erlebnisse am Berg. Die Fahrten in der Nacht. Die Sonnenuntergänge, wenn es frisch geschneit hat. Die Tiere im Skigebiet. „Füchse und Rehe haben überhaupt keine Scheu vor uns. Sie kennen die Maschinen und wissen, dass wir immer das Gleiche tun und damit keine Gefahr für sie sind“, erzählt Schmutzer.
Einmal ist er direkt auf einen Auerhahn zugefahren. Zehn Meter, fünf Meter – der Auerhahn machte keine Anstalten auszuweichen. Ihm blieb nichts anderes übrig als auszusteigen. Erst dann machte das panische Wildtier den Weg frei für die Pistenraupe. Ab und zu lässt Hubert Schmutzer Kinder und Erwachsene einen Blick hinter die Kulissen werfen. „Wenn ich ihnen erkläre, wie wir arbeiten, sind alle beeindruckt von dem, was wir alles leisten.“ Von den langen Abfahrten mit dem gewaltigen Bergpanorama sind sowohl die Skifahrer als auch die Pistenmeister vom Nassfeld begeistert.
„Der Ausblick von der Madritschen auf 1.900 Meter und dann die acht Kilometer lange Talabfahrt, wo man in einem durchfahren kann mit kaum Querungen oder kreuzenden Wegen, das macht das Nassfeld einzigartig. Fast alle Pisten gehen bis zur Talstation. Diese Längen und das schöne Wetter sind sicher ein Zuckerl.“
Sicherheit auf der Piste: Richtiges Verhalten
Die Pisten sind von 17 Uhr am Nachmittag bis 8 Uhr am Morgen gesperrt, damit die Pistenfahrer ihre Arbeit erledigen können. Allerdings halten sich nicht alle Wintersportler daran. Vor allem die Tourengeher lösen bei den Pistenfahrern oft Kopfschütteln aus. Denn ohne es zu wissen, bringen sie sich bei nächtlichen Abfahrten oft in lebensgefährliche Situationen. „Wir haben alle Rundumleuchten, Hupen und extrem laute Signalhörner im Einsatz, trotzdem brettern manche ohne zu schauen die Piste hinunter. Wenn ein Pistengerät zu sehen ist, bitte immer stehen bleiben und auf die Seite gehen“, appelliert Hubert Schmutzer.
Gerade in der Nacht sind die Fahrzeuge auf den steilen Hängen mit Winden unterwegs. Die Seile, die das Pistenfahrzeug absichern, sind bis zu 1.400 Meter lang und oft nicht von den Kuppen aus zu sehen. Dabei sind enorme Kräfte am Werk. Wendet ein Fahrer am unteren Ende, kann oben das Seil ausschlagen. Wenn ein Skifahrer zufällig danebensteht, kann es zu schwersten Verletzungen kommen. Daher bittet der Pistenmeister vom Nassfeld um besondere Vorsicht und rufen dazu auf, die Pistensperren einzuhalten. „Wir verstehen ja die Tourengeher, bei uns ist es am Berg auch in der Nacht wunderschön. Aber wir müssen unsere Arbeit machen können, damit jeder in der Früh wieder einen schön gebügelten Pistenteppich zum Skifahren hat“, sagt Schmutzer.